Kirchenvorstand zum Missbrauchsfall in unserer König-Chistus-Gemeinde


Im Rahmen des Gottesdienstes am Sonntag, 17. Oktober hat sich auch der Kirchenvorstand des König-Christus-Gemeinde zu dem Missbrauchsfall aus den 1970er Jahren geäußert. Den dort verlesenen Text möchten wir auf diesem Weg auch noch allen zur Verfügung stellen, die nicht am Gottesdienst teilgenommen haben:


Einzelne Mitglieder des Kirchenvorstandes der König-Christus Gemeinde sind erstmals im Beisein von Superintendent Meyer-ten Thoren, seiner Stellvertreterin Pastorin Jacobskötter, Pastor Donadell und Frau Chodzinski [externe Beraterin für Betroffene sexualisierter Gewalt] am 11. Mai 2021 im Rathaus der Stadt von Lisa Meyer [Name geändert] über ihre erlittene sexuelle Gewalt in den 1970er Jahren durch einen ehemaligen in der Ausbildung befindlichen und bei der Kirchengemeinde angestellten Diakon informiert worden.

 

Sie schilderte, dass ihr weiteres Leben von diesen Vorfällen gekennzeichnet gewesen ist und es massive Auswirkungen auf ihre Gesundheit und berufliche Entwicklung gehabt habe.

 

Auch schilderte sie, wie sie seit ca. 2010 bis 2020 von Vertretern der Landeskirche, mit denen sie sich in Verbindung gesetzt hat, keine ausreichende Unterstützung erhielt und beabsichtigte, auch damit sich weitere Betroffene melden, die Presse zu informieren.

 

Die Kirchengemeinde König-Christus ist von den Vertretern der Landeskirche nicht informiert worden.

 

In Reaktion auf die Schilderung von Lisa Meyer haben sich die Teilnehmer des Kirchenvorstandes König-Christus im Namen des Kirchenvorstandes bei Lisa Meyer für das erlittene Unrecht entschuldigt und gefordert, dass ihr von der Kirche Gerechtigkeit und Hilfe widerfahren muss.

 

Am 21.05.2021 ist der vollständige Kirchenvorstand über den Fall informiert worden, der daraufhin folgenden Beschluss gefasst hat:

 

  1. Der Missbrauchsfall ist durch eine externe, neutrale, wissenschaftlich-qualifizierte Aufarbeitung aufzuklären. Dabei sollen auch die offensichtlichen Versäumnisse und Fehlverhalten der zuständigen kirchlichen Verantwortlichen untersucht und mögliche dienstrechtliche Konsequenzen gezogen werden.
  2. Der Kirchenvorstand sieht die Landeskirche in der Pflicht, die Kosten hierfür zu tragen.
  3. Der Kirchenkreisvorstand wird gebeten, einen entsprechenden Beschluss an die Landeskirche zu richten.

 

Der Kirchenkreisvorstand ist dem Antrag der König-Christus-Gemeinde Anfang September 2021 nachgekommen und hat den Beschluss an das Landeskirchenamt übermittelt.

 

Im Rahmen des Pressetermins am 11. Oktober, ist unser Kirchenvorstands-Beschluss von der Betroffenen begrüßt worden, verbunden mit dem Wunsch, dass in der heutigen Abkündigung, weitere Betroffene ermutigt werden, sich bei Pastor Nils Donadell oder Superintendent Meyer-ten Thoren zu melden, damit ihnen Hilfe und Gerechtigkeit gegeben wird.

 

Darüber hinaus ist es ein wichtiges Anliegen des Kirchenvorstandes König-Christus, dass zur Vermeidung künftiger Missbrauchsfälle die Strukturen, Verfahren, Prozeduren und Risikoeinschätzungen zur Wahrnehmung des Schutzauftrages von Kindern, wie Zuständigkeiten, Definitionen und Prävention, künftig besser geregelt und evaluiert werden. Unsere Erschütterung über das Leid, das Lisa Meyer erfahren hat, unser tiefes Mitgefühl und Empathie wird sie im Weiteren, noch nicht abgeschlossene Verfahren, begleiten. Das gilt auch für alle weiteren Betroffenen, die sich noch melden werden.

 

In Namen des Kirchenvorstandes

Dieter Selige