Angedacht
Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete? Lukas 24, 32
Wenn ein Herz brennt, dann hat jemand sehr große Leidenschaft für etwas. Dann gibt es etwas, was fröhlich macht, was anspornt, was Sorgen vergessen lässt. Und dann eben auch sehr traurig, lustlos und mutlos macht, wenn es nicht mehr da ist.
Ich freue mich mit Leidenschaft auf den Frühling. Mein Herz geht auf – alles wird irgendwie leichter. Die Farben! Die warme Luft! Die Sonne. Herrlich!
Der Frühling ist für mich ein Sinnbild von Hoffnung, von Neuanfang, Ansporn und Fülle. Jetzt im April ist das Wetter ein Gemisch, dem man mit der Wettervorhersage ein wenig entgegenkommen kann. Oft kann ich mich mit meinen Gefühlen da nicht so gut einstellen. Wenn ich rausschaue und es hat in der Nacht nochmal geschneit dann sinkt mein Herz.
Dies ist, zugegeben, ein ehr profanes Beispiel für ein inneres und äußeres Chaos-Gefühl; für ein brennendes Herz oder ein gesunkenes Herz. Aber ein klein wenig lässt sich am Wetter-Beispiel die Lage der Jünger drei Tage nach Jesu Tod am Kreuz nachempfinden. Der „Wettervorhersage“, also sinnbildlich dem, was Jesus ihnen sagt; worauf sie sich einstellen müssen, haben sie keinen Glauben geschenkt. Und nun stehen sie in Sturm und Regen, Kälte und Grau. Die Jünger haben nach Jesu Tod wohl vornehmlich Angst gefühlt, Enttäuschung, Sorge davor, wie es weiter gehen soll. So wird es in der Bibel beschrieben. Ihre Herzen vor Sorge gesunken, vor Traurigkeit verkrampft.
Auf ihrem Weg nach Emmaus begegnen zwei Jünger einem dritten Mann. Sie kennen ihn nicht. Sie unterhalten sich über die Geschehnisse in Jerusalem vor drei Tagen – wirken bestimmt matt und traurig auf den Dritten. Und er erklärt ihnen, was in den Schriften geschrieben steht über die Prophezeiungen. Ob die beiden Jünger einfach zu traurig waren, um zuzuhören? Um zu begreifen, wer da mit ihnen wandert? An ihrem Ziel angekommen bitten sie den Dritten in ihr Haus und bieten ihm eine Unterkunft für die Nacht. Erst beim Abendessen bemerken sie, dass er das Brot bricht, Gott dankt und es ihnen reicht. Jetzt erst erkennen die Beiden den Weggefährten als Jesus wieder. Und genau da verschwindet Jesus vor ihren Augen. Sie beginnen aufgeregt miteinander zu reden – nun sind ihre Herzen offen, weit, und beide erkennen, dass Jesus sie schon bei ihren Unterhaltungen auf dem Weg berührt hatte, ihre Herzen haben in ihrer Brust gebrannt bei seinen Worten – ihr Verstand hatte es noch nicht verarbeitet. Plötzlich rast neue Hoffnung durch sie hindurch. Was für ein unglaubliches Gefühl von Lebendig Sein, von Wärme, von Tatendrang und Erfüllt Sein. Im Kleinen ein Gefühl wie Frühling.
Jedes Jahr zu Ostern erleben wir die Traurigkeit über Jesu Tod. Und dann die Hoffnung und Freude über Jesu Auferstehung. Beim Wetter und in unserem Glauben haben wir jedes Jahr die Hoffnung auf den Frühling. Und bitte- wenn möglich- ohne Schnee zu Ostern.
Andrea Schmidt